Eine Mutter als Knotenpunkt der Familie
Hast du dich auch schon immer gefragt, was eine Familie ausmacht? In diesem
Beitrag habe ich eine sehr grosse Familie zu ihren Lebensgeschichten interviewt. Sie haben mir dann erzählt wer sie sind und wie sie es trotz ihren Unterschieden schaffen, eine Familie zu bleiben. Die Familie besteht aus sechs Geschwistern und Ihrer alleinerziehenden Mutter.
PROJEKTINFOS
Hallo Zusammen, ich bin Patrizia Gmür und heute nehme ich euch mit auf eine Reise durch die Geschichten einer grossen Familie. In diesem Bericht habe ich alle Geschwister und Ihre Mutter interviewt, um ihre authentischen und persönlichen Geschichten einzufangen. Ihr werdet also direkt von ihnen einen Teil ihrer Lebensgeschichte hören, so wie sie es selbst erlebt haben. Natürlich werden die Geschichten Chronologisch erzählt, also starten wir mit der Mutter.
Wie alles begann
Hallo Zusammen ich bin die Mutter von sechs Kindern und ich kam am 12. Mai 1964 auf die Welt. Meine Schulzeit verbrachte ich in Lichtensteig, insgesamt acht Jahre lang. Nach der Schulzeit startete ich meine Ausbildung zur Coiffeuse und lernte dabei meinen ersten Freund kennen – ich war damals gerade mal 13 Jahre alt.
Nachdem ich die Ausbildung abgeschlossen hatte, arbeitete ich noch 8 Monate, bevor ich meinen ersten Freund heiratete (mein erster Ehemann). Damals benötigte man die Zustimmung der Eltern, um mit 18 Jahren zu heiraten, die ich glücklicherweise erhielt. Die Hochzeit fand statt und zu diesem Zeitpunkt war ich bereits schwanger mit meiner ersten Tochter Jacqueline.

Die Pferdefrau

Ich bin am 5. Februar 1983 geboren und somit die älteste in unserer Familie. Meine Kindheit begann in Wattwil und von Anfang an hatte ich eine besondere Verbindung zu Pferden. Ich träumte davon, eine Ausbildung im Pferdebereich zu machen, jedoch wurde mir von meinem Umfeld davon abgeraten. Da mir alle einredeten, dass ich in der Pferdebranche zu wenig verdiene, musste ich mir eine andere Lösung suchen. Stattdessen fand ich meine Liebe zum Kochen und machte eine Ausbildung als Köchin. Doch die Sehnsucht nach der Arbeit mit den Pferden blieb.
Schliesslich bot mir das Militär die Möglichkeit, meine Liebe zu Pferden zu leben, und die Erfahrungen in dieser Zeit waren lehrreich und prägend. Nach meiner Militärzeit arbeitete ich weiterhin als Köchin. Gemeinsam mit meinem Mann zog ich dann später auf den Diezenberg, in sein Elternhaus und richtete dort alles für unsere Pferde ein.
Während dieser Zeit traf ich auf der Arbeit die Michaela, welche mir zeigte, dass es nie zu spät ist, seine Träume zu verfolgen. Weshalb ich momentan eine Weiterbildung in Pferdeernährung mache, um mir hoffentlich ein zweites Standbein aufzubauen. Das Leben auf dem Diezenberg erfüllt mich mit einer tieferen Bedeutung und erlaubt mir, meine Leidenschaft und Energie vollkommen den Pferden zu widmen. Es ist für mich ein Ort, an dem ich mich verwirklichen kann und mich meinem Traum vom Leben mit Pferden, stückweise nähere.

Der Weinliebhaber

Ich bin am 25. Juni 1984 in Wattwil geboren. Als zweitgeborener aus der ersten Ehe meiner Mutter hatte ich eine schöne Kindheit. Der Geburt meiner kleinen Schwester folgten viele Spitalbesuche, während denen ich und meine ältere Schwester selbstständiger wurden und unser Band stärkten. Die Geburt von meiner zweitjüngsten Schwester war ebenfalls ein weiteres Highlight in unserem Leben. Die Scheidung meiner Eltern hatte jedoch wenig Einfluss auf mich, da ich nie ein enges Verhältnis zu meinem Vater hatte. Ich habe mir später andere Vorbildfiguren gesucht und auch gefunden.
Meine Trainer im Geräteturnen waren zum Beispiel starke Vorbilder und prägten mich positiv. Sportliche Erfolge gaben mir Anerkennung und Selbstvertrauen. «Mir sind zwor nie riich gsi aber mini Kindheit isch tortzdem immer schön gsi».
Die KV-Ausbildung und verschiedene Lebensstationen wie Baustellenarbeit, BMS- Abschluss und Militärdienst haben mich geformt. Mit Stolz kann ich sagen, dass ich mit einem Kollegen eine erfolgreiche Treuhandfirma aufgebaut habe.
Vor einigen Jahren habe ich meine Leidenschaft für gute Weine entdeckt. Ich genieße es, mir regelmäßig eine gute Flasche zu kaufen und meiner Sammlung beizulegen. Diese Leidenschaft teile ich auch sehr gerne mit meiner Familie und so gibt es zu vielen Familienanlässen, wie Weihnachten oder einem Geburtstag auch mal eine Flasche Wein.

Die Hundeflüsterin

Geboren am 28. März 1988, war meine Kindheit bis zum Alter von 8 Jahren unbeschwert und fröhlich. Die Trennung meiner Eltern führte zu Umzügen und ich war oft verantwortlich für meine kleine Schwester. Dies war anfangs noch cool, in der Pubertät jedoch entfernten sich unsere Interessen. Nach weiteren Herausforderungen geriet ich mit 13 Jahren in problematische Kreise, wurde aus der Schule geworfen, musste meine Lehre abbrechen und lebte zeitweise auf der Straße. Die Alkoholabhängigkeit war ebenfalls ein Teil meines Lebens, welchen ich jedoch mit der Hilfe meines ersten Hundes Jason zu überwinden schaffte. Mit Hilfe eines Psychiaters und weiteren Hunden auf meinem Lebensweg, verarbeitete ich meine Lebensgeschichte.
Jetzt, in meinen späten 30ern, bin ich zufrieden und freue mich auf das Leben mit meinem Freund und unserem Baby. Ich wünsche mir für mein Baby nur das Beste und dass es einmal ein leichteres Leben hat, als ich es hatte.

Die Bikerin

Ich wurde am 4. September 1993 im Spital Wattwil geboren. Nach der Trennung meiner Eltern erlebte ich mehrere Umzüge, die ich aufgrund meines jungen Alters noch nicht vollständig mitbekam. Schon früh entdeckte ich meine Leidenschaft für das Reiten, die ich seit meinem achten Lebensjahr mit Begeisterung verfolge.
Nachdem ich zuerst einige Male den Wohnort wechselte, zog ich schließlich zu meiner Mutter nach Brunnadern-Neckertal. Im Alter von 19 Jahren, kaufte ich mir ein eigenes Pferd namens Ögi und lernte meinen Freund Andreas kennen. Gemeinsam zogen wir zurück nach Wattwil. Obwohl unsere Wege letzten Endes auseinander gingen, blieb meine Liebe zum Biken bestehen.
Seit drei Jahren lebe ich nun allein in Gommiswald und übe meinen Beruf als gelernte Malerin aus. Ende 2023 entschied ich mich schweren Herzens dazu, mein Pferd Ögi zu verkaufen. Dadurch gewann mein Hobby, das Biken, wieder an Bedeutung. Momentan befinde ich mich in einer Phase der Selbstfindung, erkunde neue Interessen und fokussiere mich auf das, was mir Freude bereitet. Das Biken spielt dabei eine zentrale Rolle in meinem Leben und ich genieße die Freiheit wie auch die Selbstbestimmtheit, die es mir schenkt.

Peaky Brother

Ich bin am 10. Oktober 2004 auf die Welt gekommen, als letzter meiner Familie. An meine Zeit in Wattwil kann ich mich nicht erinnern, nur an den Umzug nach Brunnadern-Neckertal. Die Trennung meiner Eltern war bereits so früh, dass ich mich an das meiste ebenfalls nicht mehr erinnern kann. Was mir allerdings im Gedächtnis blieb, waren die heftigen Streitereien in der Küche. Um davon nicht so viel mitzubekommen, sind meine Schwester und ich jeweils auf unsere Zimmer gegangen und halfen uns gegenseitig die Streitereien zu verarbeiten. Die Kindergartenzeit war entspannt, doch die Primarschulzeit und der Wechsel zur Oberstufe waren eher schwierig für mich. Da ich anfangs nicht sehr viele gute Freunde hatte und meine Einstellung oft zu älteren Schülern passte, fand ich auch leichter ältere Freunde. Das Ganze brachte mich dann schon früh in Kontakt mit der Drogenwelt.
Mein Cannabiskonsum begann als ich etwa 11 Jahre alt war und dieser intensivierte sich während der Oberstufenzeit. Nach dem Wechsel zur Sekundarstufe, verbesserte sich mein soziales Umfeld jedoch und ich fand Freunde in meinem Alter. Später hatte ich sogar kurzzeitig eine Freundin und erlebte auch sonst positive Veränderungen.
2019 kam noch der schmerzhafte Verlust meines Hundes Lara dazu. Es ging mir sehr nahe, dass ich mich nicht richtig von Ihr verabschieden konnte als sie von uns ging. Nach der Oberstufe begann ich eine Lehre als Polymechaniker und entwickelte Interesse an Serien, besonders «Peaky Blinders» hat es mir angetan.








