Farbige Zukunft – Ein Portrait
Joscha ist ein junger motivierter Theatermaler, der es in der Kunstszene schaffen will. Von seinem Ursprung in einem Bauerndorf bis zur Stelle im Opernhaus Zürich brauchte es Talent, Glück und die richtigen Menschen um ihn herum.
Angefangen als Zimmermann musste er sich auch durchs Erwachsenwerden durchkämpfen. Das Suchen nach der für ihn bestimmten Zukunft. Dies ist ein Portrait eines jungen Erwachsenen, der vorhat seine Träume zu verwirklichen.
Im ländlichen, kleinen Dorf Lohn in der Stadt Schaffhausen ist der talentierte Jungkünstler Joscha Marquetant aufgewachsen. Schon von klein auf drückte er sich gern kreativ aus. Sei es mit Farbe und Papier oder das Basteln von ersten einfachen Modellen.
Er wuchs in einem Dorf auf, wo man seine Zeit meistens draussen verbringt. Skateboarden war das Erste, was ihn wirklich aus seinem Haus lockte. Das Aufwachsen in Lohn beschreibt Joscha als mager, da es nicht viel zu bieten hatte. Es war eher eine graue Vergangenheit, erzählt Joscha.
Der WEg zur Malerei
Eine Karriere in der Kunstszene scheint noch weit weg für Joscha. Nach der Schule begann er eine Lehre als Zimmermann. Die Lehre fand er unerträglich. Am schlimmsten war es, bei jedem Wetter draussen arbeiten zu müssen. Auch zum Umgang unter Mitarbeitern hat er nichts Schönes zu sagen. Schon wenige Monate nach Abschluss merkte er, dass sein Herz für etwas anderes schlägt, doch dass es die Malerei ist, wird Joscha erst Monate später erfahren.
Durch Kontakte wurde der Schaffhauser Künstler Beat Künzler dann auf Joscha aufmerksam und nahm ihn unter seine Fittiche. Auf Praktikumsbasis durfte Joscha dann Beat bei seinen Werken unterstützen. Für Joscha ist Beat Künzler ein Mentor. Er hat das meiste was er jetzt beherrscht von ihm gelernt. Man merkt, dass er ihn sehr geschätzt hat als Künstler und besonders als Menschen. Die Zeit bei ihm war für Joscha das erste Mal, wo er gerne arbeiten gegangen ist. Durch ihn hat er seinen Weg zur Malerei und schliesslich zum Theater gefunden.
Bevor Joscha nochmal eine Lehre anfängt beschliesst er sich für das gestalterische Propädeutikum an der Zürcher Hochschule der Künste einzuschreiben, kurz ZHDK. Die grösste Kunsthochschule der Schweiz, wo Menschen aus allen Bereichen der Kunst und Gestaltung aufeinandertreffen, war wie für ihn geschaffen. Dort wurden in einem Jahr seine Techniken und Knowhow in Bild- und Raumgestaltung verfeinert. Mit Hilfe des Diploms wurde die Jobsuche für ihn auch einfacher. Nachfolgend wollte er sein Beruf und Hobby verbinden und bewarb sich am Opernhaus Zürich als Theatermaler.
Ein Tag mit Joscha
Ich hatte das Vergnügen ihn einen Morgen lang bei seiner Arbeit zu begleiten. Am frühen Morgen 06:17 Uhr stieg ich in den Zug ein, um mit ihm nach Zürich zu fahren. Gespräche wurden während der Fahrt auf ein Minimum reduziert, weil Joscha noch restlichen Schlaf nachholen musste. Angekommen in Zürich Stadelhofen machten wir uns auf den Weg in die Werkstatt des Opernhauses: ein mehrstöckiges Gebäude. Auf jeder Etage befand sich eine andere Abteilung. Von der Schreinerei bis hin zur Metallwerkstatt.
Schliesslich zog sich Joscha seine Malerklamotten an und führte mich zum vierten Stock, wo sich die Abteilung für Theatermalerei befand. Ein Team aus etwa zehn Personen sassen um einen runden grossen Tisch und tranken Kaffee und Tee. Sie erzählten von ihrem Wochenende und plauderten. Es war eine sehr intime und kollegiale Atmosphäre, das spürte ich sofort. Ich wurde herzlich empfangen und man drückte auch mir eine Tasse Kaffee in die Hand. Von jeder Altersgruppe befanden sich Leute im Team. Die Menschen wirkten inspiriert und motiviert.
Die WErkstatt
Die Werkstatt ist gross und füllt den ganzen vierten Stock des Gebäudes. Als erstes kommt man in einen Raum mit Sitzmöglichkeiten und Computer. An den Wänden aufgehängt sind Gemälde von den Angestellten. Sie waren gigantisch und faszinierend. Auch eins von Joscha befindet sich an dieser Wand. Ein Gemälde von einem kleinen Mädchen umgeben von Windhunden. Die weiteren Flächen sind Plätze zum Malen. Hunderte von Pinseln und Farben jeder Art findet man hier.
Joscha hat sich in der Werkstatt eine kleine Leinwand aufgestellt, wo er in der Pause Zeit hat, um an seinen persönlichen Werken zu arbeiten. Sein Arbeitgeber stellt ihm dafür Material und Werkzeug zur Verfügung. Ich nutze die ruhigen Minuten, um mit ihm über Kunst und seine Zukunft zu sprechen.

Inspiration & Kritik
Insgesamt 74 Bilder hat er bis jetzt gemalt und 38 verkauft. Viele Werke liegen noch bei ihm Zuhause rum. Die Inspiration hinter seinen Werken ist «Das Suchen der Ungenauigkeit in der Genauigkeit». Das Malen ist für ihn eine Leidenschaft, eine Befreiung aus dem Alltag, eine Erlösung vom Stress. Dank seiner Ausbildung und die Hilfe seiner Mitarbeiter erlernt er immer wieder neue Techniken, die er dann in seinen Bildern einbringen kann. Durch Kontakte durfte Joscha in der Corona Zeit sechs Wochen als Zeichnungslehrer an der Oberstufenschule arbeiten. Sein Ziel war es, den Kindern die Freude am Malen aufzuzeigen und ihre kreative Freiheit zu fördern. Er hatte viel Freude daran und kann es sich vorstellen in diesem Gebiet später weiterzumachen.
Seine Familie unterstützt ihn auf seinem Weg. Seine Mutter, erzählt Joscha, ist die grösste Kritikerin seiner Bilder. Sie spricht ihn sofort darauf an, wenn er etwas zu hastig malt oder es ungenau ist. Sie hat ihn geschult immer genau hinzuschauen und alle Pinselstriche zu hinterfragen. Auch seine Freunde helfen ihn auf dem Weg. So kaufen diese Joschas Werke immer wieder ab für einen fairen Preis.
Zur gegenwärtigen Kunstszene hat er viel Kritik offen. «Ich hasse sie», teilt er mir im Gespräch mit. Sie widerspiegle unser momentanes Zeitalter: Schnell und billig. «Alles muss schnell gehen und Profit machen», beschwert sich Joscha. Das drückt sich auch in den Aufträgen für das Opernhaus aus. Dort ist nämlich alles schwarz, weiss und grau. Joscha wünscht sich das Kunstzeitalter des 16. Und 17. Jahrhunderts zurück, wo man viel Zeit für Kunst hatte und der Urkünstler geschätzt und angesehen war.
Farbige Zukunft
Sein Traum ist es von seinen Bildern leben zu können. Bis es aber so weit ist, liegt noch ein weiter Weg vor ihm. Nur mit viel Glück und Arbeit kann es einem gelingen, denn der Kunstmarkt ist momentan hart und übersättigt.
Nachdem ich meine Fotos geschossen habe, verabschiedete ich mich von Joscha und seinem Team. Sie bieten mir an wieder vorbeizukommen, falls ich mehr Fotos schiessen will oder ich Fragen habe. Auf der Zugfahrt nachhause ging ich nochmals die Fotos von heute durch. In den Gesichtern dieser Menschen sah ich ein Leuchten, einen Drang zu kreieren. Auch in Joscha sehe ich diese Motivation. Er malte nicht mehr nur auf Papier, sondern stellt nun gigantische Bühnenbilder her für ein renommiertes Opernhaus. Gewappnet mit einem Traum und Talent erwartet Joscha eine farbige Zukunft. Ich auf jeden Fall drücke ihm die Daumen.












