Studieren an der SAE?
Timon Zürcher

Von der SAE zu den SMA-Steinen

Henrik Amschler produziert für die ganz Grossen in der Schweizer Musikszene. Mit drei SMA’s gehört er zu den erfolgreichsten Produzenten im Urban-Bereich.

Wie kam es zu dieser erfolgreichen Karriere?

Titelbild
PROJEKTINFOS
Semester (Modul):
1. Modul
Fachbereich:
Content Creation
Mitwirkende:
Henrik Amschler

Viele Künstler heutzutage brüsten sich gerne mit ihren Preisen und Goldplatten. Auch Musikproduzenten sind mittlerweile auch immer mehr im Vordergrund zu sehen, als noch Anfang der 2000er. Das trifft auf Henrik Amschler nicht zu. Er ist der Mann im Hintergrund, der die Songs mitschreibt und eng mit den Künstlern zusammenarbeitet. Für ihn zählt nicht der Fame oder das grosse Geld, sondern Top-Qualität auf höchstem Niveau abzuliefern.

Der Erfolg spricht für ihn. Mit unzähligen Gold- und Platinplatten sowie drei SMAs gehört der 32-jährige Zürcher zu den erfolgreichsten Musikproduzenten der Schweiz. Aber seine Awards stehen nicht im Trophäen-Schrank oder auf dem Arbeitspult. Seine SMA-Steine liegen im Aquarium. Dies passt sehr gut zu seiner bescheidenen und kreativen Art.

Doch wie kam es zu dieser erfolgreichen Karriere? Und was hat die SAE Schule damit zu tun? Dies erfahren Sie in diesem Artikel.

Anfänge und Einflüsse

Durch die Eltern kam Henrik bereits früh in der Kindheit zur Musik. Der Einfluss von Rockbands wie Beatles oder Rolling Stones führten dazu, dass er mit sieben Jahren anfing E-Gitarre zu spielen. Mit dreizehn änderte sich jedoch sein Musikstil. HipHop war plötzlich angesagt und Henrik und seine Kumpels feierten die Musik. Aber auch die Zugehörigkeit zu einer Szene, die Kleidung und die Ausdrucksweise waren von nun an ein wichtiger Bestandteil im Leben. Als seine Kumpels anfingen selbst zu rappen, benötigten sie jemanden der für sie Beats machte. Hier konnte Henrik einspringen und probierte sich an der Musiksoftware FL-Studio.

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Durch seine musikalische Erfahrung aus den Gitarren-Lektionen konnte er bereits viele Dinge verknüpfen. Sein Musiklehrer merkte in dieser Zeit, dass sein Schüler mehr an HipHop Beats interessiert war als am Gitarre spielen.

„Bei ihm lernte ich die ganze Musiktheorie. Das ist für mich ein Wahnsinns Vorteil gegenüber anderen Produzenten.“

Henrik über seinen Gitarrenlehrer

Daraufhin schlug sein Lehrer vor, dass Henrik von nun an den Laptop in die Lektionen mitbringen soll. So sassen die beiden jede Woche zusammen und arbeiteten an den Beats. Dies war sehr wichtig für die Karriere von Henrik. „Er brachte mir in den zwei Jahren die ganze Musiktheorie sowie die Harmonie-Lehre bei“, erzählt der Produzent. „Das ist für mich heute ein Wahnsinns Vorteil gegenüber anderen Produzenten.“ So konnte sich Henrik Step by Step weiterentwickeln und produzierte nicht nur Beats für seine Jungs sondern allmählich auch für andere Rapper. So machte er sich einen Namen und kam bereits in Kontakt mit grösseren Acts.

Während dieser Zeit absolvierte Henrik eine Schreiner-Lehre. Es war eine schöne Ausbildung und half ihm später auch beim Studiobau. Trotzdem wusste Henrik, dass er nach der Lehre etwas anderes machen werde. Er wollte Songs produzieren und wusste das er gut darin war.  

SAE-Schulzeit

Henrik hatte bereits einige Produktionen hinter sich als er bei der SAE anfing. Dies war für ihn ein grosser Vorteil und für seine Karriere extrem wichtig. „Wenn man professioneller Fussball-Spieler werden möchte, und man in jungen Jahren nicht bereits damit anfängt, wird es sehr schwierig. Genauso ist es auch als Musiker bzw. Musikproduzent“, sagt Henrik. Die SAE war für ihn viel offizieller. Er kam aus der Praxis und arbeitete bereits mit einigen Künstler zusammen. Aber die Theorie dahinter konnte er noch viel besser verstehen als er die SAE besuchte. Dadurch konnte er seine Produktionen optimieren und an den neuen Projekten Verbesserungen anbringen. Henrik konnte an der SAE Leute kennen lernen welche aus der Praxis kommen und ihre Erfahrungen mitbrachten, egal ob Radio, Musical oder Tonstudio. Zudem sei die SAE sehr praxisorientiert und habe die POP-Urban Produktionen am meisten abgedeckt.

„Durch die SAE konnte ich die Theorie dahinter viel besser verstehen und so meine Produktionen optimieren“

Henrik über die SAE

Das beste an der Schulzeit fand Henrik, dass er sich für ein paar Jahre einfach in das Ganze hinein „nerden“ konnte. Der damalige Student sei ständig in den von der Schule angeboten Studios gewesen. Er habe unzählige Stunden darin verbracht um alles auszuprobieren und neues dazu zu lernen. Dies nicht weil er ein Streber sein wollte, sondern weil die Musik seine Passion und sein Leben war. „Früher in der Schule war ich nicht so diszipliniert“, erzählte Henrik. „Ich hatte kein Interesse und machte einfach das nötigste. Der Streber wurde ich erst in der SAE.“, schmunzelt Henrik. Neben der Schule kreierte der junge Produzent fleissig neue Beats. Zudem konnte er erste Erfahrungen sammeln im Recorden von Songs. Durch einen Kumpel kam er ins Live-Buisness, wo er Live-Aufzeichnungen abmischte. Dies hilft ihm heute noch wenn er für Künstler ein Live-Setup ready machen muss. Zudem nahm er Podcasts auf für ein Werbestudio. In der Werbeindustrie habe er gelernt korrekt und schnell zu arbeiten. Henrik ist froh, dass er auch in die anderen Bereiche der Musikproduktionen hinein schauen konnte, und dadurch einiges für seine Karriere mitnehmen durfte.

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Arbeit als Musikproduzent

„Als ich aus der SAE kam, bin ich gleich in die Selbständigkeit und habe eine Einzelfirma gegründet“, erzählte Henrik. Er habe Kunden „Recording“ und „Mixing“ angeboten und kam immer mehr in die Musikbranche hinein. Den Anfang fand Henrik sehr schwierig. „Man wird wie in einen Raum geschmissen und es kommt alles auf einmal“, erzählt der Musikproduzent. Sehr schwierig ist, dass es in der Branche keine Regeln gibt. Klar funktioniert es wie in einer normalen Wirtschaft. Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis. Aber schlussendlich gibt es keinen Dachverband der sagt, so und so muss das sein. Du kannst und darfst deine eigenen Regeln machen. Wichtige Fragen sind welche man sich stellen muss: Was darf ich von meinen Kunden verlangen? Was für Verträge müssen gemacht werden? Wo kann man als Produzent mitverdienen und wieviel erhält man? Was sind deine Kompetenzbereiche? Zudem benötigt man ein Management, einen Rechtsanwalt etc.

„Ich mache einfach was ich liebe und kann mich selbstverwirklichen»

Henrik über seinen Beruf

Ein weiterer wichtiger Punkt in der Karriere von Henrik Amschler war die Philosophie wie er sein „Schaffen“ angeht. Er wollte schon immer Top Qualität produzieren. Wenn ein Song nicht gut war, wollte er es nicht machen. Henrik meint dazu: „Was viele nicht verstehen ist, dein Portfolio bringt dich zum nächsten Auftrag. Also wenn ein Auftrag scheisse ist, kann es sein das es keine Aufträge mehr gibt.“ Sprich, mach lieber einen Auftrag der vielleicht nicht so gut bezahlt wird, welcher aber dafür gut produziert ist, sodass noch weitere Aufträge entstehen. Für Henrik war das schon immer das oberste Gesetz. Es war aber auch eine Herausforderung. Andere Produzenten haben eine andere Philosophie und haben einen Kundenstamm welcher toxisch ist. „Ich habe eine Nachhaltige Philosophie“, erzählt Henrik. „Ich möchte mit meinen Künstlern langfristig arbeiten. Meine Kunden müssen zwingend die gleiche Philosophie haben.“ Man sollte als Produzent mit sich selbst hart ins Gefecht gehen. Man sollte wissen wie man die Dinge angeht. Man lernt immer wieder neu dazu. Henrik hat auch Leute kennen gelernt welche ihn schlecht behandelt und keinen Respekt entgegen gebracht haben. Hier konnte er auch Lehrgeld bezahlen, was aber für die Zukunft wichtig war, um neue Entschlüsse zu fassen.

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Angekommen in der Schweizer Musikszene

Viele Künstler mit denen der Produzent zusammen arbeitete, haben ebenfalls klein angefangen, gehören mittlerweile aber zu den ganz Grossen im Musikgeschäft. Loco Escrito ist mit seinen Latino-Songs ganz oben in den Charts anzutreffen. Mimiks und XEN haben sich zu den beiden erfolgreichsten Rapper in der Schweiz entwickelt. Didi hat sich ebenfalls fest in der Schweizer Rap-Szene verankert und bringt selber schon junge Talent wie zum Beispiel Jamal hervor. Für Henrik hat sich dieser Weg sehr gelohnt. In Zukunft will sich Henrik auch auf den Markt in Deutschland konzentrieren. Jedoch sollte dies für ihn auch weiterhin mit seiner Philosophie übereinstimmen. „Ich mache einfach was ich liebe und kann mich selbst verwirklichen“, meint der Produzent. 

Aquarium

Von der SAE zum erfolgreichen Musikproduzenten

Henrik Amschler hat es geschafft. Doch hinter diesen Erfolgen steckt auch ganz viel Disziplin, Risikobereitschaft und Durchhaltevermögen. Oft sieht man nur die Preise und Triumphe, doch was auf der Kehrseite der Medaille ist, übersieht man. Nach jahrelanger harter Arbeit ist er angekommen und hat sich einen Namen in der Musikszene gemacht. Trotzdem bleibt er auf dem Boden. Er unterrichtet mittlerweile an der SAE als Dozent und versucht den Schüler seine Erfahrungen weiterzugeben. Weiterhin arbeitet er mit seinen Künstlern an neuer Musik. Henrik bleibt auch hier seiner Linie treu. Versucht stets neuen eigenen Sound zu kreieren und nicht auf irgendwelche Trends auf zuspringen. Und vielleicht liegt bald einer neuer Award in seinem Aquarium. Platz dafür hätte es ja genug.

Für weitere Infos über Henrik Amschler:

Der Autor
Die Autorin

Mein Name ist Timon Zürcher und komme aus Winterthur. Seit September 2021 absolviere ich das Studium Cross Media an der SAE Zürich. Nebenberuflich arbeite ich bei dem Online Hip-Hop Magazin "Aightgenossen.ch", wo ich Artikel, Reviews, Interviews publiziere.

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